Die Höhenkrankheit ist ein sagenumwobenes Thema beim Trekken und Wandern in mittlerer (1500m bis 3500m) bis großer Höhe (3500m bis 5000m). Es gibt zahlreiche Ratschläge wie das Auftreten der Höhenkrankheit vorgebeugt bzw. deren Symptome gelindert werden können. In Südamerika ist das Trinken von Cocatee die beliebteste Empfehlung. In Nepal reicht die Bandbreite vom Rauchen oder Kauen diverser Substanzen bis zur Einnahme bestimmter (meist schmerzstillender) Medikamente.
Hinweistafeln auf Trekking- oder Wanderwegen sowie Informationsabschnitte in der Reiseliteratur warnen und informieren über die Symptome der Höhenkrankheit. Simple Erklärungen, die Auskunft geben, was in der Höhe passiert und wie und warum unser Körper darauf reagiert sowie einfache Ratschläge und Verhaltensrichtlinien, die den Bezug zum Trekken & Wandern setzten, vermisste ich jedes Mal auf Neue.
Denn es sind die einfachen Hinweise, die – meiner Meinung – einen hohen Nutzen bringen, um das Risiko höhenkrank zu werden zu minimieren.
Ich schreibe bewusst von minimieren, weil ausschließen, dass jemand höhenkrank wird, ist nicht möglich. Höhenkrankheit kann (ab einer Höhe von 2500m) immer auftreten, unabhängig davon welche Vorbereitungen eine Person getroffen hat und wie oft diese davor schon in mittlerer bis großer Höhe gewesen war.
Einfache Tipps für das Trekken & Wandern, um das Risiko höhenkrank zu werden in mittlerer bis großer Höhe zu minimieren, habe ich nun zusammengefasst.
Inhalt
1. BEREITE DICH BESTMÖGLICH VOR – SEI FIT
Bevor du mit Sack und Pack in die Berge Trekken oder Wandern gehen willst, solltest du sicher sein eine gewisse Wegstrecke (auch Höhenmeter beachten) inklusive Gepäck gut bewältigen zu können. Eine gute Grundlagenausdauer für die problemlose Bewältigung der geplanten Wegstrecke und angemessene Kraft bzw. Kraftausdauer für das Tragen des Gepäcks sind optimale Basisvoraussetzungen.
Ergänzend ist es empfehlenswert schon im Vorfeld auf eine gute Vitaminversorgung und ausreichende Versorgung mit Eisen zu achten, welches bei längeren Höhenaufenthalten für die Neubildung von roten Blutkörperchen benötigt wird.
Ein guter, allgemeiner Gesundheitszustand ist selbstverständlich. Bei akuten Magen/Darm- oder Hals/Nasen/Ohren-Infekten ist es ratsam den Start der Wander- oder Trekkingtour zu verschieben.
2. ÜBERANSTRENGE DICH NICHT – ATME DURCH DIE NASE
Sich in mittlerer bis großer Höhe nicht zu überanstrengen, ist – neben einer hohen Flüssigkeitszufuhr – wohl einer der wichtigsten Ratschläge zum Verhalten in mittlerer bis großer Höhe.
Die Anpassungsvorgänge des Körpers an die veränderten physikalischen Größen beginnen ab einer Höhe von 1500m und benötigen zwischen 1-3 Wochen. Ab einer Höhe von 2500m (vermehrt ab einer Höhe von 2800m) können Höhenanpassungsstörungen auftreten.
Kurzatmigkeit, oft gepaart mit leichten Kopfschmerzen sind die häufigsten und ersten Körperreaktionen in der Höhe. Schuld hierfür trägt die Abnahme des Sauerstoffpartialdrucks, welche zu einer schlechteren Versorgung des Körpers mit Sauerstoff führt.
Körperreaktion zu Beginn der Höhenexposition – Diese Faktoren steigen an
- die Atemfrequenz: d.h. atmest häufiger ein- und aus
- das Atemminutenvolumen: die aufgenommene Luftmenge pro Atemzug in einer Minute wird größer. (Erst nach etwa 8 Tagen pendelt sie sich auf einem höheren Niveau ein und bleibt gleich.)
- die Herzfrequenz: die Herzfrequenz steigt in Ruhe um 10% bis zu 40% an, sollte sich jedoch nach erfolgter Höhenadapation wieder beim Ausgangswert einpendeln. (Eine durchgehend, erhöhte Ruheherzfrequenz von 20% zählt zu den Alarmzeichen der Höhenkrankheit.)
- der ph-Wert des Blutes beginnt sich zu verändern. Das Resultat ist häufigerer Harndrang – Höhendiruese. Dabei versucht der Körper über die Niere und einem häufigeren Harnablassen das Ungleichgewicht des pH-Wertes zu kompensieren. Dies ist einer der Gründe, warum auf eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr zu achten ist. Hinweis!: bei starker Höhenkrankheit nimmt der Harndrang ab, weniger als 0,5 Liter am Tag! Meine Theorie daher: Wer pinkelt, ist höhenangepasst! Vorausgesetzt ist natürlich die Aufnahme von genügend Flüssigkeit.
Aus all diesen Anpassungen ergibt sich eine verminderte Regenerationsfähgikeit des Körpers, d.h. (hoch-)intensive, anaerobe Belastungen können vom Körper schwerer verarbeitet werden UND die Belastungsgrenze verschiebt sich. Sie wird niedriger.
Wie kann ich Überanstrengung beim Trekken & Wandern vermeiden?
Um eine geeignete Geschwindigkeit bei Trekken & Wandern in mittlerer und großer Höhe zu finden, ist die Kontrolle und Beobachtung der Atmung ein guter Anhaltspunkt. Wie oft beim Laufen empfohlen, sollte bei der Belastung beispielsweise entspannt geredet werden können. Noch besser ist es – aus mehreren Gründen – gleichmäßig durch die Nase ein- & auszuatmen. Im sicheren Bereich sind alle, die bei einer Belastung noch singen könnten.
Wenn du durch die Nase atmen kannst, stellst du sicher, dass du in einem niedrigen aeroben Belastungsbereich bist. Durch die Atmenkontrolle, vermeidest du eine zu hohe Geschwindigkeit.
Meine unwissenschaftliche Theorie dazu ist: Wer sich dem Tempo anpasst, das der Körper durch die Nasenatmung vorgibt, gibt dem Körper genügend Zeit, um sich schon beim Aufstieg an die Höhe zu gewöhnen. In Folge werden weniger Höhenanpassungsstörungen auftreten.
Gib daher deinem Körper Zeit und bewege dich weitgehend nur so schnell wie er es dir durch die Nasenatmung erlaubt – auch wenn das super mühsam ist!!
Die Nasenatmung hat einen zweiten, entscheidenden Vorteil: die Luft wird wärmer in deine Lungen gelangen als wenn du durch den Mund atmest. Ich behaupte (ich bin nicht sicher, ob das wissenschaftlich untermauert ist), dass alle, die sich nicht oder nur wenig an die Nasenatmung gehalten haben, spätestens ab 3000m durch ihren trockenen Husten erkennbar sind. Alle anderen werden gar nicht oder nur ganz, ganz wenig husten. Deshalb ist auch Punkt 3 von großer Bedeutung.
3. SCHÜTZE DEINE ATEMWEGE BEI KALTER LUFT – ATME DURCH EIN TUCH
Je höher du kommst, desto kälter wird die eingeatmete Luft. Pro 1000 Höhenmeter nimmt die Luft je nach Wetterschwankungen, Jahres- & Tageszeit um bis zu 6°C ab. Bei sehr kalten Temperaturen empfiehlt es sich daher die Atemluft mit Hilfe eines Tuches/Schals anzuwärmen.
Die Nasenatmung und die Verwendung eines Tuchs zum Schutz der Atemwege sind daher die besten Tipps um verhängnisvollen Husten und das damit einhergehende höhere Risiko einer Lungenentzündung bzw. eines Höhenlungenödems („Atembehinderung durch Flüssigkeitsansammlung in der Lunge“) in mittlerer und großer Höhe vorzubeugen.
4. GEHE ÖKONOMISCH & SICHER – MACHE BEWUSSTE SCHRITTE
Ökonomisch zu gehen bedeutet so viel wie sich ressourcenschonend zu bewegen. Jede Bewegung sollte mit so wenig Energieaufwand wie möglich, aber mit maximaler Sicherheit ausgeführt werden. Schließlich führen die meisten Trekking- & Wanderwege durch die Berge und Hilfe ist oft weit entfernt.
Was solltest du beim Gehen beachten?
- Trete bewusst auf – dein Körperschwerpunkt sollte sich immer über deinem Fuß befinden, damit Umknöcheln vermieden werden kann und du auch auf unwegsamen Gelände sicher auftrittst.
- Gehe einem deiner Kondition angepasstes Tempo – vor allem wenn du in Gruppen unterwegs bist. Kontrolliere deine Atmung und schau, ob du in dem Tempo noch durch die Nase atmen oder problemlos reden kannst. Lass dich nicht hetzen, auch wenn das in Gruppen besonders schwer ist.
- Such dir deinen eigenen Gehrhythmus – das regelmäßige Gehen in einem bestimmten Rhythmus macht eine kontrollierte Atmung einfacher.
- Passe deine Schrittlänge den Begebenheiten an – Bergauf werden kleinere Schritte gemacht als beispielsweise auf flachem Gelände (ich binde sogar meine Schuhe unterschiedlich und passe die Einstellungen meines Rucksacks am Rücken an die Steigung an!).
- Geh den „Weg des Esels“ (von mir so getauft in Peru/Bolivien, weil dort so viele Esel als Packtiere unterwegs waren) – das Gehen bergauf in kleinen oder größeren Schlangenlinien ist zwar streckenmäßig länger als wenn ein Hang gerade und direkt hinaufgegangen wird, aber kräftemässig weniger anstrengend. Bergab schont es außerdem die Knie.
- Such dir den „einfachsten“ Untergrund/Weg – wenn möglich, wähle – abhängig von der Umgebung – möglichst leicht zu gehende Wege. Wer durch hohen Schnee stampft, hat es einfacher in der Spur der vorangegangenen Person zu gehen. In den Bergen ist ein erdiger Untergrund einem losen Geröll vorzuziehen. Oder am Strand ist ein vorankommen nahe der Brandungszone des Meeres einfacher und energiesparender. Nicht immer ist eine Auswahl an Wegen vorhanden, aber bleibt aufmerksam und schau dich um. Oft gibt es von Tieren ausgetretende Pfade.
- Verwende Hilfsmittel wie Trekkingstecken in schwierigem Gelände – vor allem bei einem hohen Gewicht des Rucksacks und Müdigkeit sind Trekkingstecken Gold wert. Deine Knie werden es dir zusätzlich danken!
5. DER ZWIEBELLOOK – ZIEH DICH AN & ZIEH DICH AUS
Wie schon erwähnt, nimmt die Temperatur pro 1000 Höhenmeter um etwa 6°C ab. In der Höhe wird es aber generell gesehen nicht nur kälter, sondern es können auch drastische wetterbedingte Temperaturstürze sowie relativ hohe Temperaturen bei Schönwetterlage auftreten. Bei der Auswahl der Ausrüstung sowie Bekleidung sollte dies deshalb unbedingt Berücksichtigung finden (Marées, 2003, S.582), um sich bekleidungstechnisch angemessen an die Wetterlage anpassen zu können.
Beim Trekken & Wandern ist ein Zwiebellook die Idealbekleidung – mehrere Bekleidungsschichten, die je nach Temperatur an- bzw. ausgezogen werden. Denn eine Balance von angenehmer Körpertemperatur bei Bewegung, Bekleidung und Umgebungstemperatur zu finden, ist von Vorteil.
Wenn du frierst, ziehen sich die Gefäße zusammen. Körperferne Regionen wie Zehen, Finger, Nasen oder Ohren werden schlechter durchblutet. Der Körper konzentriert sich bei der Durchblutung auf die lebenswichtigen Organe. Vor allem in höheren Lagen besteht die größere Gefahr von Erfrierungen.
Wenn du schwitzt, versucht der Körper überschüssige Wärme abzugeben und dadurch die Körpertemperatur zu regulieren. Das ist auch gut so! Jedoch solltest du übermäßiges (unnötiges) Schwitzen aufgrund des zusätzlichen Wasserverlustes vermeiden. Eine dicke Daunenjacke sollte daher bei 30°C beispielsweise in den Rucksack und nicht am Körper getragen werden. Eh klar, oder?
Ein beständiges An- und Ausziehen ist nervig, aber ratsam.
6. SCHÜTZE DEINE HAUT & DEINE AUGEN – VERWENDE SONNENCREME & TRAGE EINE GUTE SONNENBRILLE
Die Sonnenstrahlung wird mit zunehmender Höhe intensiver. Die Ursachen hierfür sind ein kürzerer Weg der ultravioletten Strahlen durch die Schichten der Erdatmosphäre in der Höhe, der Wegfall von UV-Strahlung absorbierenden Dunst- und Staubschichten und eine starke UV-Strahlen-Reflexion an Schnee und Eis.
Durch die höhere Intensität der Sonnenstrahlung ist daher verstärkt auf die Gefahr eines Sonnenbrandes und Schneeblindheit zu achten. (Marées, 2003, S.583)
Trage deshalb regelmäßig Sonnencreme auf alle nicht bedeckten Hautstellen auf. Zum Schutz der Arme und Beine kann stattdessen natürlich auch eine lange Bekleidung gewählt werden. Handrücken, Ohren, Augenlider und Lippen werden am liebsten vergessen. Zum Schutz der Augen sollte eine qualitativ hochwertige Sonnenbrille mit ausreichend UV Schutz getragen werden (es gibt 5 Tönungsstufen – Kategorien 0/1/2/3/4). Sehr hilfreich und beliebt sind selbsttönende Gläser, d.h. Brillen, die sich der Stärke der Sonnenstrahlung anpassen und daher auch am Berg verwendbar sind. Die Tönungsstufe sollte in mittlerer und großer Höhe Kategorie 4 erreichen.
7. FLÜSSIGKEITSZUFUHR – TRINKE VIEL & BEWUSST NOCH MEHR
Nicht überanstrengen und die hohe Flüssigkeitszufuhr sind die wichtigsten Ratschläge für das Trekken & Wandern in mittlerer und großer Höhe.
Die empfohlene Trinkmenge pro Tag liegt je nach Körpergröße und Gewicht bei 2 bis 3 Litern Wasser. Wer sich sportlich betätigt, sollte mehr als diese empfohlene Menge an Flüssigkeit seinem Körper zuführen, in mittlerer und großer Höhe noch mehr! Warum soll man in mittlerer und großer Höhe so viel trinken?
Je kälter die Luft ist, umso weniger kann sie Wasser in nicht sichtbarer Dampfform aufnehmen. Mit zunehmender Höhe nimmt infolge der sinkenden Umgebungstemperatur der Wasserdampfdruck in der Luft stark ab. Die eingeatmete Luft muss auf dem Weg in die Lungenbläschen sowohl auf 37°C erwärmt, als auch 100%ig mit Wasserdampf gesättigt werden muss, um ein Austrocknen der „Lungenbläschenwand“ und eine Beeinträchtigung des Gasaustauschen zu vermeiden. Körperliche Aktivität kombiniert mit einem erhöhten Atemminutenvolumen (aufgenommene Luftmenge/Atemzug in einer Minute) aufgrund der Höhe, führt zu einem stark erhöhten Wasserverlust. (Marées, 2003, S.582f; Hollmann & Hettinger, 2000, S.458)
Die empfohlene Trinkmenge liegt daher bei 5-7 Litern pro Tag.
Durch Dehydratation, d.h. ein übermäßger Verlust an Körperwasser und einer damit verbundenen Verdickung des Blutes steigt das Risiko enorm Durchblutungsstörungen, Thrombosen und Erfrierungen zu bekommen. Denn dickflüssiges Blut durch den Körper zu pumpen, ist für das Herz harte Arbeit.
Wichtig zu wissen ist, dass das Durstgefühl in mittlerer und großer Höhe abnehmen kann. Verlass dich also nicht auf dein Gefühl, sondern trinke, trinke und trinke.
Anmerkung: Trinke, trinke und trinke, aber iss nur gemäßigt – am besten kohlenhydratreiche Nahrung.
8. GIB DEINEM KÖRPER ZEIT ZUR HÖHENAKKLIMATISATION
Es gibt akute und langfristige Anpassungen des Körpers an die Höhe. Die Adaptationsvorgänge beginnen ab einer Höhe von 1500m. Wie viel Zeit diese benötigen ist von vielen Faktoren abhängig: der absoluten Höhe, dem relativen Höhenunterschied, der Aufstiegsgeschwindigkeit, dem Klima und zu guter letzt wird eine Beteiligung von Erbfaktoren und dem Hormonhaushalt vermutet.
Als Richtwerte gelten Aufstiege von Meereshöhe auf 2000m in 1-3 Tagen, von Meereshöhe auf 3000m in 2-4 Tagen und von Meereshöhe auf 4000m in 3-6 Tagen. (Vorlesungsmitschrift Bachl)
Ein weiterer, weit verbreiteter Orientierungswert ist die Verlegung des Schlafplatzes nach oben von rund 500m (oftmals werden auch nur 300m angegeben) pro Tag ab einer Höhe von 3000m. Häufig werden ebenso ein oder zwei Tage Ruhe pro 1000 Höhenmetern empfohlen.
Aktive Höhenakklimatisation – laut der Regel „Wandere hoch und schlafe tief“ kann bei Wander- und Trekkingtouren (z.B. wenn die Route über einen Pass führt) sinnvoll angewendet werden.
Wer hohe Berge besteigen will, sollte auf alle Fälle Tage der aktiven Höhenakklimatisation laut oben genannten Motto miteinplanen: der Schlafplatz bleibt auf gleicher Höhe (oder wird nur gering erhöht), tagsüber werden Wanderungen/Besteigungen in größere Höhen unternommen. Der Körper bekommt weitere Anreize die Höhenadaptation fortzusetzen, hat aber beim Schlafen bessere Umgebungsbedingungen aufgrund niedrigerer Höhe.
Ab 5300m kann sich der Organismus nicht mehr an die Hypoxiebedingungen anpassen, weshalb nur kurze Aufenthalte in solcher Höhe zu empfehlen sind. (Kosz, 1996, S.71-72)
Hochintensive (anaerobe) Belastungen sind in mittlerer und großer Höhe zu unterlassen. Sogar bei Höhentraining (zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit), das meist auf 2500m stattfindet, kommen die ersten 4 bis 6 Tage nur extensive Ausdauermethoden, d.h. eher hohe Trainingsumfänge mit niedriger Intensität, zum Einsatz. Erst danach erfolgt eine Intensitätssteigerung. Denn die Regeneration dauert – auch nach erfolgter Höhenadaptation – länger als auf Meereshöhe.
9.UNTERDRÜCKE KEINE SYMPTOME – STEIG AB BEI ALARMIERENDEN WARNZEICHEN
Prinzipiell kann zwischen Frühzeichen, Warnzeichen und absoluten Alarmzeichen unterschieden werden. Während so gut wie jeder von leichten Kopfschmerzen und Kurzatmigkeit bei Anstrengung, eventuell auch Appetitlosigkeit oder leichter Übelkeit, beim unmittelbaren Erreichen von mittlerer und großer Höhe betroffen ist, verschwinden diese Symptome bei erfolgter Höhenanpassung schnell wieder. (Die Atemfrequenz bleibt während des gesamten Höhenaufenthaltes angehoben!). Häufig treten auch Retinablutungen (Blutung in der Netzhaut des Auges), Flüssigkeitsansammlungen im Unterhautgewebe des Gesichts oder ein Blähbauch (wegen der veränderten Druckbedinungen) auf.
All diese Symptome sollten als Warnzeichen aufgefasst werden. Sie sind zwar „harmlos“, aber Frühsymptome der milden akuten Höhenkrankheit (AMS – acute mountain sickness).
Auch Frühzeichen sollte unbedingt Beachtung geschenkt werden und mit einem Ruhetag ohne Aufstiege beherzigt werden. Steig nicht weiter auf, wenn deine Symptome nicht geringer werden („Don´t go up, until symptoms go down.“) Jegliche Überanstrengung ist zu vermeiden.
Viele Menschen (es wird auch oft empfohlen) nehmen in dieser Situation Schmerzmittel, um beispielweise die Kopfschmerzen zu reduzieren. Zu welchen Medikamenten geraten wird oder nicht, widerspricht sich (im Internet) sehr oft – nur darüber, dass Schlafmittel absolut kontraindiziert sind, herrscht Einigkeit. Wer auf keine Medikamente verzichten will, sollte auf alle Fälle eine/n auf die Höhe spezialisierte/n MedizinerIn aufsuchen!!!
Meine persönliche Einstellung ist: ich unterdrücke nichts. Wenn mir mein Körper sagt, dass ihm das nicht passt, dann muss ich mich eben daran halten und gegebenenfalls absteigen. Ich habe noch nie in der Höhe Schmerzmittel genommen! Das Einzige auf was ich setze, sind homöopathische Mittel (Coca Globuli in unterschiedlichen Dosierungen). Aber meine morgendlichen (leichten) Kopfschmerzen verschwanden immer, sobald ich einen Kaffee (von Kaffeegenuß wird übrigens auch immer wieder abgeraten) getrunken hatte.
Wie du mit leichten Anzeichen von Höhenkrankheit umgehst, ist deine Entscheidung! Ich persönlich rate dazu, keine Symptome zu unterdrücken!
Bei alarmierenden Warnzeichen hört der Spaß auf und ein sofortiger Abstieg (am besten um 500 bis 1000m) in Begleitung ist unbedingt erforderlich.
Zu den Warnzeichen der schweren akuten Höhenkrankheit (AMS) zählen: starke, konstante Kopfschmerzen, starke Übelkeit und Erbrechen, Leistungsabfall und/oder starke Müdigkeit, Atemnot in Ruhe, Herzrasen, Schlaflosig– und Appetitlosigkeit, Schwindel, Benommenheit, trockener Husten (mit Auswurf), Halluzinationen, dunkler Urin und geringe Urinmenge (< 0,5 Liter/Tag), Blau- oder Graufärbung von Lippen und/oder Nagelbett.
Bei diesen Symptomen sollte unbedingt und am besten sofort wieder abgestiegen werden!
Wer diese alarmierenden Kennzeichen von Höhenkrankheit ignoriert, begibt sich in Lebensgefahr!
Ein Höhenlungenödem (HAPE) kann theoretisch ohne vorher ersichtliche Symptome auftreten. Dabei kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung in der Lunge wodurch die Atmung behindert wird. Zu den Anzeichen zählen trockener Husten, vermehrte Atemnot bei Anstrengung als auch in Ruhe und ein überdurchschnittlicher Leistungsabfall. Ein Wechsel in tiefere Lagen führt zu einer raschen Verbesserung der Beschwerden. (Kosz, 1996, S.75-79)
Das Höhenhirnödem (HACE) ist eine schwere Form der Höhenanpassungsstörung und endet bei 40% der Fälle tödlich. Neben den verstärkten Warnsymptomen treten als absolute Alarmzeichen ausgeprägte psychische und neurologische Störungen wie z.B. Benommenheit, Gedächtnis-, Seh- und Koordinationsstörungen, Halluzinationen, Bewusstseinstrübungen bis hin zum Koma oder auch Gefühlsstörungen der Extremitäten auf. (Kosz, 1996, S.79-80) Auch nach Abstieg in tiefere Lagen bildet dich das Höhenhirnödem nicht sofort zurück. Therapeutische Maßnahmen sind nicht so wirksam wie beim Höhenlungenödem, aber unabdingbar! Ein Abtransport ist sofort zu veranlassen.
Bei Höhenexpeditionen sollten die Mitnahme von Notfallmedikamenten (Bitte bei einer/einem HöhenmedizinerIn erkundigen) und eines Gamow Bags (Überdrucksack) selbstverständlich sein.
10. VERZICHTE IN MITTLERER & GROSSER HÖHE AUF ALKOHOL & ZIGARETTEN
Dazu muss nicht viel gesagt werden. Tu es einfach!
11. BESUCHE IM VORFELD DEINER TREKKING- ODER WANDERTOUR DEINE ZAHNÄRZTIN/DEINEN ZAHNARZT
So wie der Blähbauch durch den verminderten Luftdruck ausgelöst werden kann, kann es auch zu bei vorhandenen Karieshöhlen in der Höhe zu starken Zahnschmerzen kommen. Eine Zahnkontrolle und Behebung von möglichen Missständen wird im Vorfeld dringend empfohlen! Sonst kann es in der Höhe zu wirklich starken Zahnschmerzen kommen!
LITERATUR
- Hollmann, W. & Hettinger, T. (2000). Sportmedizin. Grundlagen für Arbeit, Training und Präventivmedizin. (4., völlig neu bearb. Aufl.). Stuttgart: Schattauer.
- Kosz, S. (1996). Höhenphysiologische Anpassungsmechanismen und Veränderungen im sportmotorischen Eigenschaftsprofil bei Akutexposition in großen Höhen. Diplomarbeit, Wien: Universität Wien, Institut für Sportwissenschaften.
- Marées de, H. (2003). Sportphysiologie. (Korrigierter Nachdruck der 9., vollst. überarb. und erweit. Aufl.). Köln: Sportverlag Strauss.
- Mitschrift Vorlesung „Spezielle Aspekte der Leistungsphysiologie“ geleitet von Bachl N., Institut für Sportwissenschaft Wien, Universität Wien
MEIN RAT
Du willst das Risiko höhenkrank zu werden minimieren? – Dann bleib in deiner Wohlfühlzone, achte deine Grenzen, ignoriere deine Symptome nicht und steig ab, wenn du merkst, dass die Symptome der Höhenkrankheit stärker werden. Falscher Ehrgeiz ist in mittlerer und großer Höhe tödlich!
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Der Artikel beruht auf eigenen Erfahrungen beim Trekken & Wandern in mittlerer und großer Höhe. Auszüge des Artikels habe ich der Arbeit „Besonderheiten von Wettkämpfen in Höhenlagen“, die ich im Zuge eines Seminars während meines Sportwissenschaftstudiums gemeinsam mit Katharina G., Nadja K. und Julia W. verfasst habe, übernommen. Vielen Dank!
Hast Du in Peru auch Cocatee getrunken? Hat es Dir geholfen? Ich war mir nicht wirklich sicher, ob es hilft oder ob es lediglich zur Ablenkung dient.
Ja, ich hab manchmal Cocatee getrunken, wenn es frische Blätter gab (sonst schmeckte der Cocatee, meiner Meinung nach, ekelhaft nach Fisch). Ich habe keinen Unterschied bemerkt, aber ich hatte auch nie großartige Symptome. Kauen von frischen Cocablättern habe ich zweimal probiert. Bei beiden Malen wurde mir übel. Deshalb habe ich sie immer nach kurzer Zeit wieder ausgespuckt.