Erfurt: Städtetrip in die Bummelmetropole von Thüringen

[Werbung: Kooperation] Erfurt ist mit rund 214.000 EinwohnerInnen die größte Stadt von Thüringen. Bekannt ist sie vor allem für ihre gut erhaltene mittelalterliche Altstadt. Die Krämerbrücke, der Fischmarkt, der Domplatz oder die Alte Synagoge sind dabei touristische Sightseeing Highlights. Und dazwischen: viele kleine, liebevoll geführte Läden, die darauf warten entdeckt zu werden.

In der Mitte von Berlin (2h mit Zug) und München (2,5h mit Zug) optimal gelegen, nahm ich die Einladung von Thüringen Tourismus trotz deutlich längerer Anreisezeit aus Wien (6h mit Zug) interessiert an. Der Titel der Pressereise „Thüringen abseits der Klassikerrouten entdecken“ hatte mich gelockt.

So kam es, dass ich an einem Sonntag, gemeinsam mit einigen österreichischen JournalistInnen- nach einer verlängerter Bahnfahrt – Kinder hatten auf den Gleisen gespielt, in der Bilderbuchstadt Erfurt ankam.

Während einer Stadtführung durften wir einige LadeninhaberInnen und heimische KünstlerInnen kennenlernen, Thüringer Essensspezialitäten verkosten und erfahren was es mit den Erfurter Puffbohnen oder dem aus Waid herstellten Erfurter Blau auf sich hat. Und auf diesen Stadtrundgang nehm ich euch jetzt mit:

 

KRÄMERBRÜCKE

Die Krämerbrücke in Erfurt

Das Herzstück der Erfurter Altstadt ist die 120m lange Krämerbrücke. Die Krämerbrücke ist die längste durchgehend mit Fachwerkhäusern bebaute Brücke Europas. Dass du auf einer Brücke warst, merkst du erst, wenn du sie danach von der Seite besuchst. Die Häuser auf der Brücke beherbergen im Erdgeschoß jeweils ein kleines Geschäft und sind teilweise sogar noch bewohnt. Gemeinsam mit der Brücke Ponte Vecchio in Florenz, die 20 Jahre jünger und etwas kürzer ist, ist die Krämerbrücke, weltweit einzigartig. Wer regionale Produkte oder Kunsthandwerk sucht, ist auf der Krämerbrücke richtig.

Bei unserer Stadtführung besuchten wir:

Zu Besuch bei verschiedenen Läden auf der Krämerbrücke in Erfurt
  • Goldhelm Schokoladen Manufaktur: Die Goldhelm Schoko Manufaktur wurde vom Graphiker Alex Kühn vor rund 15 Jahren gegründet. Nach einer Weltreise, bei der er lange Zeit in Frankreich „hängengeblieben“ war, wurde er zum Chocolatier. Inzwischen ist zur Schokoladen Produktion im angrenzendem Haus noch die Eisproduktion dazugekommen. Tipp: Unbedingt den Brückentrüffel probieren!
  • Thüringer Spezialitätenmarkt: Im Thüringer Spezialitätenmarkt gibt es alles: von Schnaps, über Würstel in der Dose oder Gabi, dem „Garagenbier“ einer Thüringer Brauerei. Wer ein kulinarisches Mitbringsel für seine Reise sucht, sollte den Thüringer Spezialitätenmarkt unbedingt betreten.
  • Maboni: Slow-Fashion statt Fast-Fashion. Maboni heißt mitwachsende Kindermode von der Schneidermeisterin Mone Luhn und wurde erst 2017 gegründet. Sie entwirft und produziert hochwertige Bio-Designerstücke für Kinder. Durch ihr spezielles und sogar patentiertes Design kann ihre Kindermode ganze 3 Kollektionsgrößen mitwachsen! Ein geniales Konzept!
  • Galerie Schmuck & Objekt: Wer auf der Suche nach Schmuck ist, sollte in den Laden der Goldschmiedin Ute Wolff-Brinckmann eintreten. Hier finden sich individuell gestaltete Schmuckstücke von ihr und Thüringer SchmuckdesignerInnen.
  • Erfurter Blau: Aus Genua stammend fertigt und färbt die Restauratorin Rosanna Minelli Textilien aus Wolle und Seite mit echtem Waidblau, das sie auch selbst herstellt. Die unscheinbare, grüne Pflanze Isatis Tinctoria (Waid) brachte im 13. bis 16. Jahrhundert einst großen Reichtum nach Thüringen. Im Gegensatz zum tiefblauen Indigo ist das Erfurter Blau deutlich sanfter. Bei Stadtführungen oder Waid-Workshops kann die Geschichte vom Erfurter Blau kennengelernt und anschließend selbst Texilien gefärbt werden. Wer sich ein spezielles Souvenir mitnehmen will: bei einem Samenspender vor der Tür können Waid-Samen zum Selbstanbau erworben werden, im Ladeninneren gibt es in Erfurter Blau handgefärbte Textilien.

 

Das Altstadtzentrum ist nicht groß. Unweit der Krämerbrücke befindet sich der Fischmarkt, an dessen Ende das Rathaus und reich verzierte Gebäude früherer Kaufhausgilden sowie die Kunsthalle Erfurt zu finden sind. Weiter geradeaus spazieren und schon erreichst du den Domplatz.

Domplatz in Erfurt

Der Erfurter Dom und die Severikirche ragen hoch über die umliegenden Häuser. Der Weihnachtsmarkt, der zu den schönsten Deutschlands zählen soll und die Domstufenfestspiele werden in dieser spektakulären Kulisse veranstaltet. Genauso wie das bei unserem Besuch stattfindende Oktoberfest. Wegen des Rummels lassen wir den Domplatz hinter uns liegen und wenden uns stattdessen gleich dem Quartier Lange Brücke zu.

 

LANGE BRÜCKE

Unterwegs im Quartier Lange Brücke in Erfurt

Die Lange Brücke ist eine idyllische Einkaufsstraße und gilt als Geheimtipp für individuelle, besondere Läden. Es gibt exklusive Modeboutiquen, Fach- & Feinkostgeschäfte sowie Läden, in denen nur selbst hergestellte Waren verkauft werden. Gemütlich ist es hier irgendwie und romantisch. Ich kann ein durchspazieren sehr empfehlen.

Wir besuchten unter anderem:

  • Madame Pfleger´s Seifenlädchen: Wer seine Seele nicht baumeln, sondern baden lassen will, sollte unbedingt bei Carolin Pfleger vorbeischauen. Carolin stellt Seifenprodukte und Badezusätze per Hand her. Himmlisch duftende Himbeermilch Seife und feine Haarseifen – ich konnte nicht widerstehen.
  • Die Korkenzieherin: Die Korkenzieherin ist Ornett Ragoschat. Bei ihr geht es um den Wein und den Geschmack. Wer sich über ausgesuchte Weine der Region beraten lassen und verkosten will, kann dies individuell oder auch bei den von ihr veranstalteten „Weingeflüster“-Abenden machen. Dazu am besten: anrufen und nach dem nächsten Termin fragen!

 

ATELIERBESUCH IM WÄCHTERHAUS 2

Im Atelier von Loop Keramik im Wächterhaus mit Doreén Reifenberger

Das Wächterhaus 2 liegt außerhalb des Altstadtkerns von Erfurt. Von der Einkaufsgalerie Anger 1 sind es nur wenige Gehminuten. Das Wächterhaus ist ein Verein, der leerstehende Häuser belebt und KünstlerInnen ein leistbares Zuhause gibt. Die Wächterhäuser (momentan gibt es zwei in Erfurt) können nur nach persönlicher Vereinbarung mit den dort arbeitenden KünstlerInnen besucht werden.

Wir besuchten unter anderem:

  • loopKeramik: Die studierte Archäologin Doreén Reifenberger ist das Gesicht hinter LOOP Keramik. Sie hat einen ungewöhnlichen Lebenslauf. Nach dem Studium arbeitete sie im Medienbusiness, holte die Keramiklehre nach und gründete schließlich 2013 ihre eigene Keramikmanufaktur. Ihre Becher, Teller, Tassen und Schalen sind schlicht, geziert mit ihren typischen, kleinen Schwalben oder den feinen Strichlinien ihrer Neolith Kollektion. Bei Interesse: Erworben werden können ihre Designstücke im Atelier oder ausgewählten Läden in der Altstadt.

 

WENIGEMARKT

Im Born-Senf Laden am Wenige Markt

Östlich der Krämerbrücke befindet sich der Wenigemarkt. Neben einladenden Cafés und Restaurants mit Thüringer Spezialitäten gibt es hier das kleine Geschäft von Born Senf zu entdecken.

  • Born Senf & Feinkost: Born Feinkost ist ein Thüringer Unternehmen, das schon im Jahr 1820 von den Brüdern Wilhelm und Louis gegründet wurde. Ihr Sortiment reicht von Senf, über Ketchup, Essig und Mayonnaise bis zu feinen Senf-Spirituosen. Privat, in der DDR verstaatlicht und inzwischen wieder mit rund 50 Mitarbeitern privat geführt: im kleinen Senf-Laden am Wenigemarkt kann probiert, gezapft und gekauft werden. Tipp: Ein kleines Glas mitnehmen und frischen Senf um nur 1€ selber Zapfen!

 

ESSEN & TRINKEN IN ERFURT

Regionale Speisen
  • Café Nüsslein (auf der Krämerbrücke beim Wenige Markt): Im Café Nüsslein trifft chice Hausmannskost umfangreiche Tortenauswahl. Wer eine Pause braucht, sollte hier für Kaffee und Kuchen (Tipp!) vorbeikommen!
  • Restaurant Ballenberger (Nähe Krämerbrücke; Gotthardtstraße 25): Im Restaurant Ballenberger gibt es Landküche modern interpretiert. Das Restaurant hat mit ihren Speisen schon einige Auszeichnungen erhalten! Wer sich kulinarisch verwöhnen lassen will, sollte vorreservieren!
  • Gasthaus Feuerkugel: Im Gasthaus Feuerkugel bei der Krämerbrücke gibt es die angeblich besten Thüringer Klöße in ganz Erfurt! Nicht gekostet, aber mehrmals empfohlen!
  • Pier37 (Lange Brücke 37A): Eine Mischung aus rustikal und modern findet sich im Pier 37. Im Sommer mit Gastgarten direkt am Fluss. Gemütlich!

 

NIGHTLIFE & BARS

  • Zughafen Kulturbahnhof: Wer ausgehen will, sollte das Veranstaltungsprogramm des Zughafen Kulturbahnhofs nicht außer Acht lassen. Junge Kreative belebten die leerstehenden Bürogebäude am ehemaligen Güterbahnhof, darunter auch der bekannte Erfurter Sänger Clueso. Es gibt Konzerte und Klubnächte im Club Kalif Storch, aber auch Märkte, Poetry Slams oder Sommerkino.
  • Als Kneipenmeile gilt die Michaelisstraße im Andreasviertel in der Mitte der Altstadt.
  • Wer es urig will, sollte die Altstadtkneipe Noah mit Spezialbierkarte besuchen. (Auf Empfehlung!)
  • Gemütliches Bar Feeling mit Kulturveranstaltungen gibt es im Speicher.

 

UNTERKUNFT TIPPS FÜR ERFURT

Mein Zimmer im Mercure Hotel in der Erfurter Altstadt
  • Mercure Hotel Erfurt Altstadt: Wir nächtigten im Mercure Hotel mitten in der Altstadt. Zur Krämerbrücke sind es etwa 3 Minuten Fußweg. Der Bahnhof ist in 10 Minuten zu Fuß zu erreichen. Schöne Zimmer & ausgezeichnetes Frühstücksbuffet!
  • Porträtzimmer: Das Porträtzimmer befindet sich direkt über Madame Pfleger’s Seifenladen, deren Inhaberin Caroline Pfleger eben diese Unterkunft auf Anfrage bzw. über Airbnb vermietet. Das Porträtzimmer dient ihr als Fotografin auch als Shooting Kulisse.
  • Krämerhaus Suiten: Die Krämerhaus Suiten sind direkt auf der Krämerbrücke überhalb vom Goldhelm´s Eisgeschäft, zu dem sie als weiteres Standbein noch dazugehören.

 

NOTIZEN & PRAKTISCHES WISSEN ZU ERFURT

Klöße Maskottchen
Klöße Maskottchen als Souvenir
  • Unesco: Die Stadt strebt die Aufnahme in die Unesco Weltkulturerbeliste mit seinen „baulichen Zeugnissen der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde Erfurts an. Denn Erfurt beherbergt die älteste Synagoge Mitteleuropas, welche einen umfangreichen mittelalterlichen Schatz umfasst. Also besser früher besuchen, als später!
  • Pfuffbohne: Die Puffbohne wurde traditionell rund um Erfurt angebaut. Wer aus Erfurt kommt ist daher eine „Erfurter Puffbohne“. Zur Geburt schenkt die Stadt sogar ein Puffbohnen Maskottchen her. Bei Interesse: In der Touristeninformation gibt es sie zum Kaufen!
  • Klöße: Die Thüringer Klöße sind neben der Thüringer Bratwurst die „Must-Eat“-Regionalgerichte. Ein bekannter Spruch lautet: „Ein Sonntag ohne Klöße verlöre viel von seiner Größe.“
  • KiKa: Erfurt ist Heimat des Kinderfernsehsenders KiKa. Damit Kinder an Stadtrundgängen auch Spaß haben, sind in der gesamten Innenstadt KiKa-Figuren verteilt. Praktischerweise befinden sich diese meist gleich neben einer Sehenswürdigkeit. Von Sandmann, über Bernd das Brot, Tabaluga, Maus und Elefant – für Kinder gibt es einiges zu entdecken. Eine eigene Stadtkarte mit den Standorten der Figuren gibt es in der Tourismusinfo am Benediktsplatz.
  • Krämerbrückenfest: Das Krämerbrückenfest ist das größte Altstadtfest in ganz Thüringen. Es wird jährlich am dritten Juniwochenende veranstaltet. Je nachdem, ob du Erfurt belebt oder ruhig erleben willst – dieses Wochenende meiden oder gerade deswegen kommen!
  • Bauhaus: Wegen der Nähe zu Weimar, wo das Staatliche Bauhaus seinen Ursprung fand, hat sich auch in Erfurt der Bauhaus Stil in Kunst und Gebäuden verewigt. 2019 feierte das Bauhaus nun sein 100-Jahre-Jubiläum. Dazu gibt es Spezialführungen.
  • Lesenswert: Der Blog von der Wahl-Erfurterin Jessi gibt noch eine tiefere Perspektive, für alle die Erfurt besuchen wollen.
  • Stadtführungen & ErfurtCard: Eine Riesenauswahl an Stadtführungen bietet Erfurt Tourismus an. Wer neben Bummeln auch etwas zur Geschichte erfahren oder Museen besuchen will, sollte einen Blick auf die angebotenen Touren werfen und sich nach der ErfurtCard erkundigen.

 

MEIN FAZIT ZUM STADTBESUCH

Erfurt hat eine wirklich tolle Altstadt mit einem jungen, lebendigen Flair. Im Bewusstsein, das wir natürlich nur ausgewählte Dinge zu sehen bekamen, hatte ich das Gefühl, dass Erfurt ein Ort ist, wo Kreativität und Eigenständigkeit geschätzt und gefördert wird. Sowohl Menschen, die nur die Stadt besichtigen wollen als auch Menschen, die nur am Schlendern und gemütlich Bummeln interessiert sind, kommen, meiner Meinung nach, voll auf ihre Kosten.

 


Meine Reise nach Erfurt fand Ende September 2019 auf Einladung von Thüringen Tourismus statt. Es wurden sämtliche Kosten inklusive An-/Abreise übernommen. Meine Meinung basiert auf den von mir gemachten Erfahrungen.

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