Kreuzfahrten boomen. Was früher ein unerschwinglicher Traum für viele war, heute sind längere Schiffsreisen längst im Massentourismus angekommen. Die Tendenz ist steigend: allein im Jahr 2016 gab es einen Anstieg der Passagierzahlen um 11,3% im Vergleich zum Vorjahr (*1). Neue Schiffe sind von vielen Reedereien bereits in Auftrag gegeben. Hauptzielgruppe sind längst nicht mehr nur zahlungskräftige PensionistInnen, sondern Familien mit Kindern, junge Pärchen, Städtereisende, Schulgruppen, Maturaklassen oder spezielle Zielgruppen.
Es gibt Kreuzfahrten speziell für BloggerInnen, Singles, Tanzbegeisterte oder LiebhaberInnen bestimmter Musikrichtungen angefangen von Klassik bis Heavy Metal und Austropop. Als PR technischen Geniestreich empfinde ich die Kreuzfahrten mit den Stars von Helene Fischer bis David Hasselhoff, WANDA oder sogar den Wiener Philharmonikern.
Der Urlaub am Traumschiff ist realisierbar geworden. Vielfältig, unterhaltsam, Dauerbespaßung, Städtetourismus – es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Aber warum sind Kreuzfahrten plötzlich leistbar geworden?
Wer einmal „cruised“ ist laut der „Cruise Line International Association“ (CLIA) häufig wieder dabei: satte 62% der KreuzfahrturlauberInnen gehen wieder auf Kreuzfahrtreise (*1). Lockangebote und weitere Investitionen zahlen sich für die Kreuzfahrtindustrie also aus. Und die weltweite Konkurrenz schläft nicht. Meiner Einschätzung nach ist die beste Zeit neue Kunden & Kundinnen zu finden und an sich zu binden jetzt.
Doch auf wessen Kosten? Auf der Zukunft der Meere? Schlecht bezahlten Arbeitskräften? Oder sogar der Sicherheit der Gäste selbst? Warum werden Kreuzfahrtschiffe öfters als „Umweltstinker“, „schwimmende Monster“ oder gar „Arbeitslager auf hoher See“ bezeichnet?
Was ist an den Vorwürfen dran? Gibt es Verbesserungstendenzen? Kann eine Kreuzfahrtreise auch nachhaltig sein? Oder sind Kreuzfahrten wirklich so schlimm wie ihr zuvor eilender Ruf? Überseekreuzfahrt oder Mitfahrt auf einem Containerschiff? – Macht das einen Unterschied? Wie schaut es im Vergleich mit dem Fliegen aus? Was ist mit der Sicherheit oder der Gesundheit an Bord? Was gibt es zu wissen?
Im Mai 2017 wurde ich zur Kreuzfahrerin am Mittelmeer. Seither kann ich besser verstehen warum Menschen Kreuzfahrten machen. Meine Kreuzfahrt-Story und mein Resümee habe ich im Beitrag Meine Kreuzfahrt Erfahrungen, Vor- & Nachteile inkl. Infos und Tipps beschrieben. Was mir davor schon Bauchschmerzen bereitet hat, habe ich nun ausführlicher recherchiert und zusammengefasst. Viel Spaß beim Lesen.
Inhalt
1. NACHHALTIGKEIT EINER KREUZFAHRTREISE
Die meisten Bedenken eine Kreuzfahrt betreffend drehen sich um das Thema Nachhaltigkeit. Es geht um die Umwelt, die Arbeitsbedingungen am Schiff, aber auch um die Auswirkungen auf das besuchte Land. In Fremdwörtern ausgedrückt geht es bei der Nachhaltigkeit im Tourismus, um ökologische, soziokulturelle und wirtschaftliche Aspekte.
Ökökreuzfahrt – gibt´s das?
Ganz ehrlich? Nein. Es gibt Verbesserungstendenzen wie z.B. den Bau von Schiffen, die mit „saubereren“ Flüssiggas (LNG – Liquefied Natural Gas) in Zukunft unterwegs sein werden oder integrierte Landstromversorungssysteme (Cold Ironing), die jedoch in vielen Häfen keine Anschlussmöglichkeit haben oder angeblich freiwillig eingebaute Partikelfilter, die aber bei unabhängiger Überprüfung des Naturschutzbund Deutschlands (NABU) gar nicht existieren oder nicht den angepriesenen Werten entsprechen (*2). Die Situation ist verzwickt und solide Informationen sind in einem Wirrwarr aus PR-Meldungen und Artikeln mit zum Teil widersprüchlichen Angaben schwer zu finden. Verbesserungen, die bis in den Himmel gelobt werden, betreffen oft nur ein einziges Schiff einer ganzen Flotte. Dazwischen finden sich Berichte über Rekordstrafen für Reedereien, weil sie vorsätzlich das Meer als Müllkippe verwendet haben (*3).
Was sind die ökologischen Hauptkritikpunkte an einer Kreuzfahrt?
- die Verwendung von billigem Schweröl statt dem umweltverträglicheren, aber teuereren Marine Diesels mit einem Schwefelgehalt von weniger als 0,1% (LS-MGO – Low Sulphur Marine Gas Oil) auf offener See (in den EU-Häfen oder einigen Seegebieten ist die Verwendung von Marine-Diesel inzwischen verpflichtend vorgeschrieben)
- der hohe Schadstoffausstoß aufgrund der verwendeten Kraftstoffe (übermässig hohe Konzentrationen von Feinstaub, Ultrafeinstaub bzw. Rußpartikel sowie Stickoxide und Schwefeldioxid)
- die fehlenden Partikelfilter und Grenzwerte beim Schadstoffausstoß, weil diese gesetzlich nicht vorgeschrieben sind
Positiv zu bewerten ist: Kreuzfahrtschiffe sind tatsächlich Kleinstädte auf hoher See. Sie haben von der Müllverbrennungsanlage bis zur Kläranlage alles an Bord. Die täglich, benötigten Unmengen an Frischwasser werden durch Salzwasseraufbereitungsanlagen gewonnen, welche nach Gebrauch gefiltert und gesäubert wieder ins Meer zurückfließen. So ist jedenfalls die beschriebene Theorie.
Kreuzfahrtreise, Überseekreuzfahrt oder die Mitfahrt auf einem Containerschiff?
Vom ökologischen Standpunkt macht es im Status quo meiner Meinung nach keinen Unterschied. Alle Schiffe fahren bislang mit Schweröl ohne jegliche Filterungen der Abgase. Die Kontrolle der korrekten Müllentsorgung ist bei Überseekreuzfahrten oder Containerschiffen/Frachtern sogar schwieriger als bei Kreuzfahrtschiffen, die regelmäßig in Häfen anlegen.
Fliegen oder Überseekreuzfahrt?
Da scheiden sich wohl die Geister. Nach den Berechnungsmöglichkeiten der Klimaschutzorganisation Atmosfair für zu kompensierenden CO2-Emissionen ergeben sich im Vergleich auf der Strecke von Lissabon nach New York City folgende Ergebnisse:
Demnach würde der Flug deutlich besser abschneiden. Veränderungen bei den möglichen Kreuzfahrt -Eingabemöglichkeiten (mehr Passagiere, weniger Seetage, etc.) führen zu kaum Veränderungen. Addiert werden müsste genau genommen sogar noch die Anreise zum Abfahrtshafen, was von Wien aus 625kg Co2 Emissionen extra entsprechen würde. Der Direktflug von Wien nach New York würde 1750kg CO2 Emissionen verursachen.
Anmerkung: Kompensationszahlungen an Atmosfair können von der Steuer abgesetzt werden. Freikaufen für das schlechte Gewissen ist zwar keine Lösung, aber eine Möglichkeit.
Fairer Lohn für die Crew? – Das kommt auf die Perspektive an.
Intensive 12 Stunden Dienste an 7 von 7 wundervollen Tagen nur 8 kurze Monate lang. All-Inklusive ein Luxuszimmer im Schiffsinneren unter Meeresniveau zum Teilen mit weiteren Crewmitgliedern ohne Fenster bei freier Kost und Logis. Stundenlohn rund 2$/Stunde exklusiv Trinkgelder (*6). Lust bekommen am Kreuzfahrtschiff zu arbeiten?
Rund ein Drittel der Crew eines Kreuzfahrtschiffes stammt von den Philippinen. Sie gelten als SeefahrerInnennation und sind beliebte MitarbeiterInnen auf Kreuzfahrtschiffen. Fleißig, fröhlich und günstig. Sie sind Menschen, die über Vermittlungsagenturen engagiert wurden, ihre Ausbildung für das Arbeiten am Kreuzfahrtschiff ohne Lohngarantie selbst bezahlt haben und oftmals sogar für ihre Arbeitskleidung selbst aufkommen mussten. So steht es in diversen Berichten (*6/7/8/9).
Trotz der erschreckenden Arbeitsanforderungen arbeiten viele länger als 10 Jahre auf einen Schiff. Der Grund: das Grundgehalt liegt über den landesüblichen Lohnniveau.
Je näher diese an den Gästen arbeiten, desto besser wird bezahlt (z.B. Reinigungskraft 626$, Kabinensteward 595$, MitarbeiterInnen am Buffet 700$; *6). Die für Deutschland und Österreich unzulässige Servicepauschale (rund 10-20€ pro Tag und Person) bessert das Grundgehalt auf.
Wie ist das möglich?
Entscheidend ist die frei wählbare Flagge unter der ein Schiff unterwegs ist. Wäre ein Schiff unter deutscher Flagge unterwegs würde im Kern deutsches Arbeitsrecht gelten. So wird großspurig ausgeflaggt, vor allem in Ländern, die keine strengen arbeitsrechtlichen oder sozialrechtlichen Regelungen bringen, steuerrechtliche Vorteile inklusive. Italien, Malta oder die Bahamas sind die beliebtesten Ausflaggungsländer. Dort gelten nur die Mindeststandards des internationalen Seearbeitüberkommens (*7). Dieses Vorgehen ist vollkommen legal.
Während von den anstrengenden Arbeitsbedingungen, der geringen Privatsphäre die gesamte Crew betroffen ist, ist die Bezahlung abhängig vom Herkunftsland und der Position. Nautisches Personal bzw. EU-BürgerInnen werden deutlich besser bezahlt.
Das Kreuzfahrt Prinzip – oder trojanische Pferde im Hafen?
Der Titel ist nicht aus Zufall gewählt, sondern in Anlehnung an den Film „Das Venedig Prinzip“. Der Film beleuchtet die Probleme der zum „Freiluftmuseum“ mutierten Stadt Venedig, welche täglich von rund 60.000 BesucherInnen aus aller Welt besichtigt wird. Während die Zahl der TouristInnen jährlich zunimmt, nimmt die Zahl der EinwohnerInnen (mit Rekordtief 2016: rund 55.000) Jahr für Jahr ab. Die Kreuzfahrtindustrie ist dabei nicht unbeteiligt. Ein Großteil der besagten BesucherInnen sind KreuzfahrerInnen.
Venedig ist ein Extrembeispiel eines Worst-Case-Szenarios. Dabei ist das Beispiel allgemein betrachtet gar nicht kreuzfahrtspezifisch, sondern ein Problem des Massentourismus. Viele Menschen kommen innerhalb kürzester Zeit an einen Ort und sind nach wenigen Stunden genauso plötzlich wieder verschwunden. Wegen All-Inklusive Urlauben wird wenig konsumiert. Zurück bleibt Müll.
Genau dieses Problem wird im Fall von Venedig geschildert, wo die Kosten der Müllentsorgung in keinem Verhältnis zu den generierten Einnahmen stehen. Zusätzlich zerbröckelt die fragile Architektur. Schuld daran wird der Wasserverdrängung durch die großen Schiffe, dem erhöhten Wellengang und den vibrierenden Motoren aller vorbeifahrenden Wasserfahrzeuge gegeben. Hinzukommend haben Zweitwohnsitze als Prestigeobjekte die Lebenskosten in unerschwingliche Höhe schnellen lassen. Die VenezianerInnen wandern ab. Über die Luftverschmutzung durch die zahlreichen Schiffe ohne Partikelfilter, den laufenden Motoren etc. schreibe ich mal gar nicht…
Zukunftsmusik für weitere, beliebte Kreuzfahrtdestinationen? Vielleicht.
2. SICHERHEIT AM KREUZFAHRTSCHIFF
Neben dem tragischen Untergang der Titanic im Jahr 1912 ist die Havarie der Costa Concordia vor der toskanischen Insel Giglio 2012 wohl das bekannteste Schiffsunglück der Neuzeit. Bei der Titanic ertranken rund 1500 Personen im Eismeer des Nordatlantiks. Beim Schiffsunglück der Costa Concordia kamen 32 Menschen ums Leben.
Tragisch belegt wurde damit eins: die Unsinkbarkeit von Schiffen gibt es nicht. Und die Konsequenz daraus: die Sicherheitstandards wurden angepasst. 1914 wurde die erste Version des „Safety of Life at Sea“-Vertrags (SOLAS) beschlossen. Seit der Concordia findet die Seenotrettungsübung, die innerhalb der ersten 24 Stunden an Bord verpflichtend besucht werden muss, von den meisten Reedereien selbst auferlegt schon vor dem Ablegen des Schiffes oder unmittelbar nach Verlassen des Hafens statt. Denn die Concordia hatte ihren Unfall schon vor dem Ablauf der 24 Stunden-Regel – die meisten Passagiere an Bord hatten die Seenotrettungsübung noch nicht absolviert. Eine Anwesenheitskontrolle sichert die 100% Teilnahmequote der sich neu an Bord befindlichen Personen.
Die Seenotrettungsübung wird durch ein Alarmsignal eingeleitet. Daraufhin müssen sich die Passagiere in ihre Kabine begeben, ihre Rettungswesten holen und sich auf den auf ihrer Kabinentür eingezeichneten Treffpunkt einfinden. Es wird das Anlegen der Rettungswesten und das Finden des Fluchtweges geübt. Die eventuelle Evakuierung würde hier beginnen.
Ab in die Rettungsboote!? – Vielleicht. Nicht jede Person an Bord eines jeden Schiffes hat einen Platz im Rettungsboot. Zwar wird dies durch internationale Vorschriften verlangt, jedoch können Flaggenstaaten Ausnahmen zu dieser Regelung treffen und die Zahl reduzieren (üblich scheint die Reduktion auf 75%). Fehlende Plätze in Rettungsbooten müssen durch anderweitige Rettungsmethoden ersetzt werden. Beliebt sind dabei Rettungsinseln, die über Rutschen erreichbar sind, allerdings nur geschleppt werden können und über keinen eigenen Antrieb verfügen. Je nach Modell bieten diese Platz für bis zu 150 Personen.
Warum wird das gemacht, fragst du dich? – Rettungsboote brauchen Platz. Platz, der doch viel besser für weitere Balkonkabinen genutzt werden könnte.
Hier noch eine Rechnung wie sie im Film „Traumurlaub Kreuzfahrt | Sonnendeck mit Schattenseiten“ von Anja Utfeld & Stefan Hanf (*6) gemacht wird: Die Costa Favolosa, auf der ich eine 5-tägige Schnupperkreuzfahrt unternahm, ist beispielsweise für 3.800 Passagiere und 1.110 Crewmitglieder zugelassen, welche in Summe 4.900 Menschen an Bord ergeben. Sie besitzt 26 Rettungsboote, die Platz für ungefähr 3.720 Personen (rund 143 Menschen/Boot) bieten. Die weiteren 1.100 Personen müssten auf Rettungsinseln evakuiert werden.
Dabei ist das Sinken von Schiffen nicht die einzige Gefahr auf den Weltmeeren. 2016 geriet die „Anthems of the Sea“ vor den USA in einen unvorhergesehenen Hurrikan. Die Reederei erklärte die Kreuzfahrt frühzeitig für beendet. 4 Menschen erlitten leichte Verletzungen.
Aufsehen erregte auch die Entführung der „Achille Lauro“ vor Ägypten (1985) oder der Überfall der „MSC Melody“ von somalischen Piraten im indischen Ozean (2009).
Neben dem eher geringen Risiko einer Piraterie zum Opfer zu fallen, gilt jedoch als größte Gefahr auf einem Schiff ein Brand. Wegen des Nichtraucherschutzes und der Feuergefahr ist Rauchen daher nur in dafür vorgesehenen Bereichen erlaubt. Zigaretten und sonstige Tabakwaren müssen vollständig gelöscht werden und dürfen keinesfalls über Bord geworfen werden.
Für die Sicherheit an Bord gibt es zudem eine Personenkontrolle und Gepäckkontrolle bei Einschiffung und nach jedem Landgang. Die Mitnahme von gefährlichen Gegenständen ist untersagt. So streng wie auf Flugzeugen ist die Kontrolle aber (noch) nicht.
3. GESUNDHEIT AN BOARD
Warum du dir besser oft die Hände wäscht – Krankheitsepedemien am Schiff
Übelkeit und Erbrechen trotz ruhiger See? Auch wenn es nicht regelmäßig vorkommt, das ein oder andere Kreuzfahrtschiff wurde schon unter Quarantäne gestellt. Der Grund: Krankheitsepedemien am Schiff. Noro-Viren auf einer Flusskreuzfahrt, Schweinegrippeverdacht in der Karibik, Ebolaverdachtsfall an Bord vor Mexiko oder Lebensmittelvergiftung vor der Küste Südafrikas mit Brechdurchfall – alles schon vorgekommen, nichts davon ist frei erfunden.
Neben möglicher Einzelquarantäne, die am Schiff bei Krankheitsverdacht über einen verhängt werden kann, kann es auch passieren, dass ein Kreuzfahrtschiff vollständig unter Quarantäne gestellt wird. In diesem Fall wird entweder dem Schiff das Ankern in den Häfen untersagt oder das Verlassen des Schiffes allen Personen an Bord verboten.
Daher gibt es zwei wichtige Dinge zu beachten:
- Bloß nicht krank auf ein Kreuzfahrtschiff gehen!
- regelmäßig Hände waschen mit Seife und desinfizieren! Auf der Costa standen Desinfektionsspender gleich nach der Sicherheitskontrolle bei Betreten des Schiffes und vor jedem Restaurant-Eingang bereit.
Um sich vor Klagen zu schützen, wird inzwischen bei der Einschiffung nachgefragt. Der Wortlaut ist dabei in etwa so: „Um die Gesundheit und Sicherheit der Passagiere und Besatzungsmitglieder zu schützen, beantworten sie bitte diese Fragen:
- Hatten Sie in den letzten 24 Stunden Diarrhöe (flüssigen Stuhlgang) oder litten Sie unter Erbrechen?
- Haben Sie Fieber UND irgendeins der folgenden Symptome: Husten, rinnende Nase/Schnupfen oder Halsweh?“
Was passiert, wenn eine der Fragen mit einem Ja beantwortet wird, weiß ich nicht. In diversen Kreuzfahrtforen wird erzählt, dass eine Konsultation des Schiffarztes/-ärztin vorgeschrieben wird, welche/r über die weitere Vorgangsweise entscheidet.
Wie schon in meinen Reisebericht erklärt: keinesfalls auf eine Auslandskrankenversicherung mit Rücktransportoption bei einer Kreuzfahrtbuchung vergessen. Als Kriterium für die Kostenübernahme der Krankenversicherung gilt immer das Land unter der ein Schiff unterwegs ist bzw. das Land, das betreten wurde. Etwaige Transportkosten im Notfall wären ohne Versicherung selbst zu bezahlen.
Schadstoffbelastung auf Kreuzfahrtschiffen
Immer wieder ist von ultrafeinen, krebserregenden Rußpartikeln bei Messungen auf Kreuzfahrtschiffen die Rede. Fehlende Abgastechnik (wie Rußpartikelfilter oder Stickoxid-Katalysatoren) und die Verwendung von Schweröl werden als Hauptursachen angesehen. Egal ob vor oder hinter den Schornsteinen gemessen wurde, die erhobenen Werte reichten von 26.000 Feinstaubpartikeln pro Kubikzentimetern bis zu Spitzenwerten von 500.000 (*4). Zum Vergleich: vom Verkehrsclub Österreich wird an verkehrsfernen Orten ein Wert von 4.000 Feinstaubpartikeln angeführt.
AsthmathikerInnen und COPD PatientInnen wird daher empfohlen sich bei einer Kreuzfahrt möglichst nur an Orten aufzuhalten die gut vor den Abgasen der Schiffsmotoren geschützt sind (*5). Als Abschlusstipp: Windrichtung beachten!
4. CO: BEZUGSLITERATUR, FILM- ODER LESEEMPFEHLUNGEN
- *1: CLIA Deutschland: „Kreuzfahrtbranche erwartet starkes Wachstum für 2015“ – http://www.cliadeutschland.de/presse/Kreuzfahrtbranche-erwartet-starkes-Wachstum-fuer-2015-15??pid=0
- *2: NABU-Messungen entlarven „AIDAprima“ als Abgasschleudern – https://www.nabu.de/news/2016/05/20681.html
- *3: Business-Insider: „Rekordstrafe wegen massiver Umweltverschmutzung – http://www.businessinsider.de/rekordstrafe-wegen-absichtlicher-umweltverschmutzung-kreuzfahrtschiff-pumpte-jahrelang-oelreste-ins-meer-2016-12
- *4: Das Erste: „Dicke Luft durch Kreuzfahrtschiffe“ – http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/schadstoffe-kreuzfahrschiffe-100.html
- *5: Lungenärzte im Netz: Auf einer Kreuzfahrt sollten Lungenkranke sich vor Schiffsabgasen hüten – https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/auf-einer-kreuzfahrt-sollten-lungenkranke-sich-vor-schiffsabgasen-hueten/
- *6: Film: „Traumurlaub Kreuzfahrt | Sonnendeck mit Schattenseiten“ von Anja Utfeld & Stefan Hanf ausgestrahlt bei Verbraucher | WISO vom ZDF. Abrufbar in der ZDF-Mediathek bis 02.05.2018 unter dem Link (https://www.zdf.de/verbraucher/wiso/traumurlaub-kreuzfahrt-vom-1-mai-2017-100.html#autoplay=true) – zum Anschauen!
- *7: Die Zeit: Billig unter fremder Flagge – http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-08/kreuzfahrten-reedereien-steuern-sparen-ausflaggung
- *8: Der Spiegel: Aufsteiger im Unterdeck“ – http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-124188086.html
- *9: Die Zeit: Niedriglöhner unter Deck – http://www.zeit.de/2012/04/Kreuzfahrten
Kreuzfahrt – ja oder nein? Das bleibt die eigene Entscheidung. Mein Kreuzfahrtabenteuer und Resümee gibts hier.
Wow Theresa, einfach genial, wie du die einzelnen Aspekte einer Kreuzfahrt beleuchtest. Da steckt wohl eine Menge an Recherchearbeit dahinter. Ich selbst bin eher nicht für diese Art des Reisens, da man meist zu wenig Zeit bei den Landgängen hat (vlt. die Karibik ausgenommen).
Lg Bernhard
Ja, der Artikel war eine Menge Arbeit. Es gibt sehr viel Berichte zum Lesen. Generell bin ich auch lieber fürs Wandern. ;-)
Liebe Theresa,
echt super geschrieben! Sachliche Recherche, die zum Nachdenken anregt, aber ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. Viele Aspekte waren mir neu oder noch nicht im Detail bekannt. Vielen Dank dafür!
Liebe Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang, bitte, bitte, gern gemacht. Ich freu mich, dass dir der Beitrag gefällt. :-D