Meine Reiseroute & Highlights in Bangladesch

Ein Monat für ganz Bangladesch ist viel zu wenig. Von den sieben Divisions (Verwaltungseinheiten) habe ich gerade mal drei, nämlich Khulna, Barishal und Chittagong besucht. Von Dhaka sah ich nur den Flughafen. Unbesichtigt blieben daneben noch Rajshahi, Rangpur und Sylhet. Aber es war eine bewusste Entscheidung gegen ¨High Speed Tourismus¨, der mir ohne durchgehenden Guide in diesem Land sowieso unmöglich erscheint. Zu viele Nerven würde es als individualreisende Person kosten. Zusätzlich dehnte ich meinen Aufenthalt in ruhigeren Gebieten aus, um der derzeitigen politischen Konfliktsituation im Land aus dem Weg zu gehen.

Wer statt der Reiseroute lieber meine Eindrücke nachlesen will, hier gehts zu meinem „Aufarbeitungsbeitrag“ Land der Menschen – Bangladesch Eindrücke.

 

EINREISE ÜBER BENAPOLE IN INDIEN & NACHT IN KHULNA

Am 17. Jänner startete ich frühmorgens mit den Bus von Kolkata nach Benapole. Nun weiß ich es gewiss: Visa on arrival (für EU Angehörige) ist möglich! Ich ließ mich aus Indien ausstempeln und löste ohne Probleme ein Visum (50 US$) für Bangladesch.

Die Grenze war überschritten. Nun gab es kein Zurück mehr.

Von der Busstation in Bangaon (ca. 3 km von der Grenze entfernt) nahm ich zunächst einen Bus bis Jessore und von dort weiter nach Khulna.

 

TOUR DURCH DEN SUNDERBAN NATIONAL PARK

Im chaotischen Khulna blieb ich über Nacht und suchte eine/n TouranbieterIn für den Sunderban National Park.
Per Zufall wurde ich zu einer Agentur geschickt, die am nächsten Morgen in der Früh eine 3-tägige Tour von Mongla aus starten würde. Eine exklusive Tour mit kleinem Boot und nur zwei weiteren Personen. Ein Einzelzimmer wurde mir zugesagt, Begleitung für den Weg von Khulna nach Mongla und die Nacht inklusive davor am Boot. Ich musste mich sofort entscheiden. In einer Stunde müsse ich losfahren.
Ich schlug zu. Obwohl es nicht billig war, war es summa summarum ein gutes Angebot.
Ich raste zurück zum Hotel, packte, raste zurück zum Agenturbüro, zahlte und keine fünf Minuten später war ich am Weg nach Mongla mit Amadul, meinem ¨Guide¨. Amadul war kein Guide wie ich später herausfand, sondern der Bootsbesitzer. Er war vom Agenturchef beauftragt worden auf mich ¨aufzupassen¨.

Ich hatte am Boot das größte, schönste und beste Zimmer bekommen. Das Zimmer im vorderen Bootteil mit 180° Ausblick und Doppelbett. Es gab durchgehend Strom und das Bad des Schiffes war schöner und sauberer als alle anderen die ich die Wochen davor gehabt hatte. Ich war ziemlich happy!

Am nächsten Morgen holten wir in der Früh Javi und Gloria aus Spanien vom Bootssteg ab.
Für drei Tage und zwei Nächte schipperten wir durch den Sunderban National Park. Es gab zwei Ausflüge mit kleinen Booten in kleine Flusszuläufe, mehrere kurze Wanderungen zu Stränden, Aussichtsplattformen oder durch Mangrovenwälder.

 

Einen bengalischen Tiger, der in dieser Gegend beheimatet ist, habe ich nicht gesehen. Aber ein riesigen Krokodil. Begleitet wurden wir durchgehend von einer bewaffneten Parkaufsicht, der fotografiert-werden wirklich liebte. Ein Foto – ohne ihn – war manchmal kaum möglich.

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Da die beiden SpanierInnen Bangladesch mit einer organisierten 3 Wochen Tour inklusive durchgehender Betreuung von einem Guide bereisten, war jedes Detail ihrer Reise festgelegt. Im Sunderban National Park war ihnen ein Besuch in einem Fischerdorf zugesagt worden, der in den ¨normalen¨ Touren nicht enthalten ist. Ein weiteres Extra gab es dadurch auch für mich!
Am letzten Tag legten wir in einem Fischerdorf an und spazierten gute zwei bis drei Stunden durch mehrere Dörfer und die Gegend. Es war mein Highlight der gesamten Sunderban Tour.

Der Sunderban National Park wird regelmäßig von Naturkatastrophen gebeutelt. In regelmäßigen Abständen ist das Gebiet von tropischen Zyklonen betroffen. Im September 2014 gab es ein Öltankerunglück in einer Bucht nahe Mongla. Wir sind jedoch nicht an dieser Bucht vorbeigekommen. Die Aufräumarbeiten starteten angeblich erst nach einem Aufschrei internationaler Medien.

 

TAGESAUSFLUG NACH BAGERHAT

Ich blieb noch eine weitere Nacht am Boot und siedelte am nächsten Morgen in ein Hostel in Mongla um. Im dichten Morgennebel irrten unzählige Boote am Fluss umher und suchten das andere Ufer. Ich war auf einen von ihnen, denn die Busstation befindet sich auf der anderen Flussseite.
Zwei Stunden wartete ich bis der Lokalbus endlich losfuhr. Im Bus lernte ich Taher kennen, der spontan beschloss, mir in Bagerhat Gesellschaft zu leisten. Schon bei der ersten Chai-Pause nach Ankunft schlossen sich noch zwei weitere einheimische Jungs an.
Das war praktisch, denn sie führten uns den ganzen Tag in Bagerhat herum. Wir gingen von Moschee zu Moschee, einem Ausgrabungsort und zu zwei, sehr verehrten Krokodilen, die dort im See lebten.

 

Am späten Nachmittag und dutzend weiteren Chais später trat ich meine Rückfahrt nach Mongla an. Taher, der auf der Heimfahrt zu seiner Familie in Barisal war, musste ich versprechen, mich zu melden. Er hatte mich zu seiner Familie eingeladen.

 

MIT DEM ROCKET STEAMER VON MORELGANJ NACH BARISAL

Für den nächsten Morgen hatte mir Amadul ein Motorradtaxi nach Morelganj organisiert, von wo ich mit dem ¨Rocket-Steamer nach Barisal fahren wollte. Zu dritt und mit Gepäck auf einem Motorrad fuhren wir los. Das ist verdammt eng, aber möglich!
Am Rocket war ich erledigt. Ich war müde und erschöpft von den letzten Tagen. Von der vielen Aufmerksamkeit, die ich überall bekam und den fehlenden Pausen. Jeden Tag war ich früh aufgestanden und jeden Tag war ich quasi durchgehend bis spät Abends in Begleitung oder in Menschenansammlungen gewesen. Ich merkte, eine baldige Pause war dringend nötig. Aber auch am Schiff wollten alle Menschen mit mir reden, mit mir meine Reiseplanung besprechen oder sonstige Tipps geben. Ich war so müde. Darum besichtigte ich nur kurz das Schiff, genoss Minuten die Aussicht und flüchtete dann in mein Abteil.

 

Gegen späten Nachmittag kam ich in Barisal an, nahm eine Rikscha bis zu einem Hostel, das zum Glück annehmbare Zimmer hatte, ging Essen und machte gar nichts mehr. Inzwischen hatte ich Kopfweh. Ich duschte und ging Schlafen.
Mit Taher vereinbarte ich telefonisch ein Treffen für 10 Uhr für den nächsten Tag. Ich wollte seine Einladung annehmen.


BARISAL

Ich dachte, Taher wohnt mit seiner Familie in Barisal. In der Stadt. Ich dachte, er kommt aus einer wohlhabenden Familie. Er war in Bagerhat so sauber und sehr ordentlich angezogen gewesen. Ich dachte, mit Familie meinte er, Vater, Mutter und Geschwister. Ein Haus aus Ziegelsteinen und mit fließend Wasser hatte ich mir vorgestellt. So wie es bei Amaduls Familie (mein ¨Guide¨ vom Sunderban) gewesen war. Dort war ich nach der Sunderban Tour zum Abendessen eingeladen gewesen. Doch es war ganz, ganz anders!

Um kurz nach 10 holte mich Taher und ein Freund von ihm ab. Für seine Mutter hatte ich noch Blumen als Geschenk gekauft. Statt in der Stadt zu bleiben, überquerten wir den Fluss und fuhren gute 30-45 min mit dem Motorrad in die Pampa. Ich war sicher, dass hier noch nicht viele Foreigner vor mir gewesen waren.

Wir fuhren durch wunderschöne, landwirtschaftlich genutzte Landschaft, durch kleine Dörfer und vorbei an vereinzelt stehenden Häusern mit kleinen Teichen umgeben von unzähligen Baumen und Palmen. An einer kleinen Abzweigung gelangten wir zu der Hausansammlung seiner Familie. Omas und Opas, unzählige Onkeln und Tanten, Cousins und Cousinen – alle lebten gemeinsam. In sehr einfachen Verhältnissen. Dazwischen gab es einen kleinen Familienfriedhof.

 

Alle kamen zusammen, um mich zu anzuschauen und zu begrüßen. Ich wusste gar nicht, was ich sagen oder tun sollte. Gern hätte ich irgendwelche Zirkuskünste vorgeführt, um nur ¨irgendetwas¨ zu tun. So stand ich herum, lächelte und fragte (schüchtern), ob ich mich ums Haus herum, umschauen dürfte. Ich ging herum und alle, vor allem die Kinder, folgten mir. Dann wurde ich ins Haus gebeten, wo mir auf einem Bett ein riesiges Frühstück, das extra für mich zubereitet worden war, serviert wurde. Weiterhin umringt von einer riesigen Menschenmenge, nahm ich beklommen das Frühstück ein.

Es war nicht unangenehm, so umringt von vielen Menschen zu sein. Alle freuten sich, dass sich hier war. Alle waren unglaublich herzlich, neugierig und zuvorkommend. Für mich war es nur unangenehm, da ich sich herausgestellt hatte, dass dies eine arme Familie war und sie mir so viel gaben.

¨Nicht reich an Dingen, aber unglaublich reich im Herzen¨, war mein Resümee des Tages.

Nach dem Frühstück wollten die ¨Männer¨ zum Sportfest, das heute stattfand. Ich kam natürlich mit. Das Sportfest wurde von einer Mädchenschule veranstaltet und fand einmal im Jahr statt. Unterschiedliche Spielwettkämpfe von SchülerInnen wurden in der Mitte eines großen Platzes durchgeführt. Darum herum befand sich eine große Menschenmenge an Kindern. Ich glaube, dass ganze Dorf war anwesend.

 

Nach noch nicht mal 5 Minuten Anwesenheit meinte Taher zu mir:

¨Hör, es wird gerade durch den Lautsprecher durchgesagt, dass du als Ehrengast aus Australien willkommen geheißen wirst und an den Tischen des Ehrenkomitees Platz nehmen sollst.¨

Dort wurde ich sogleich hingeleitet, wo mir eine Anstecknadel an mein T-Shirt geheftet wurde. Als ich mich kurz danach durch die Menschenmenge bewegte, störte ich beinahe die Wettkämpfe, da alle ein Foto von mir oder mit mir gemeinsam machten wollte.
Aber lange Zeit wurde mir nicht gewährt, da ich sogleich zu Tee und Keksen gebeten wurde.
Die Männer drängten inzwischen zum Aufbruch. Ich wollte noch ein Foto machen: von mir und der Menschenmenge im Hintergrund.

Warum auch immer? Sie verstanden etwas anderes. Keine drei Minuten später wurde durch Lautsprecher durchgesagt, dass ich um ein Foto mit allen LehrerInnen bitte. Das gesamte Sportgeschehen wurde unterbrochen, das Lehrpersonal versammelte sich in der Mitte des Platzes und ich bekam mein ¨gewünschtes¨ Foto. Ich war wirklich peinlich berührt.

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Der Aufenthalt am Sportfest war insgesamt kurz gewesen. Alles ging so schnell. Ich konnte es gar nicht fassen, was innerhalb kürzester Zeit geschehen war. Es war einfach unglaublich gewesen!

Nach dem Schulfest besichtigten wir eine Ziegelherstellungsanlage. Es wurde Schlamm eingesammelt, gerührt, umgefüllt und händisch in Formen gegossen. Diese wurden getrocknet und anschließend gebrannt. Eine harte Arbeit. Aber für die Leute in der Umgebung ein guter Zuverdienst, meinte Taher. Da tageweise bezahlt wird, könne jeder tageweise arbeiten. Ein Tagesverdienst liegt bei 200 Taka (~2,35€), wenn ich das richtig verstanden habe.

 

Nach Tee und einer Nachspeise beim Straßenstand seines Onkels, ging es zurück zu seiner Familie. Sie wollten mir Fische für ein spätes Mittagessen fangen.
Während wir/ich auf die Zubereitung wartete/n, wurde ich um unzählige Fotos gebeten und ich zeigte allen Fotos von meiner Familie, von Wien und von FreundInnen. Als das Essen fertig zubereitet war, wurde ich wieder hinein gebeten. Sie gaben mir nicht nur den frisch gefangenen Fisch und Reis, sondern auch Gemüse und Huhn. Viel zu viel für nur eine Person.
Aber niemand außer mir aß. Inzwischen war nicht nur die Familie versammelt und schaute mir beim Essen zu, sondern auch die NachbarInnen kamen vorbei und unzählige Kinder, die von der Schule nach Hause gekommen waren.

 

Nach einem kurzen Spaziergang ums Haus und weiteren tausend Fotos von mir und seiner Familie, trat ich meinen Rückweg nach Barisal an. Der Abschied fiel schwer. Tahers Familie hatte mein Herz berührt.

 

Taher begleitete mich sogar noch bis zu meinem Hostel. Ich wollte ihm Geld geben für den Transport und das viele Essen. Er nahm nur Geld für die Kosten des Transports an. Für den nächsten Tag fragte ich ihn, ob er mich begleiten würde.

TAGESAUSFLUG NACH BANARIPARA

Wieder um kurz nach 10 Uhr traf er und ein Freund, den er mitgebracht hatte, beim Hostel ein. Ziel war der schwimmende Reismarkt in Banaripara und ein Besuch bei der Guthia Mosque. Schlussendlich fanden oder gabs keinen Reismarkt. Stattdessen spazierten wir durch den üblichen Gemüse- und Fischmarkt und die Straßen. Am Rückweg stoppten wir bei der Guthia Mosque und bei einer Parkanlage mit Teich.

Am Ende im Hostel bat er mich darum, für ihn Arbeit in Österreich/Europa zu besorgen. Er wolle in einem anderen Land arbeiten, um Geld für seine Familie nach Hause schicken zu können. Hier könne er und sein Vater, dem es gesundheitlich nicht sehr gut ginge, nicht genug verdienen, um gut über die Runden zu kommen. Das wenige Geld, was sie beide verdienten, reiche kaum zum Leben. Er hätte zu wenig Ausbildung, um eine Anstellung in einer besseren Position zu bekommen. Sein größter Wunsch sei es in einem anderen Land zu arbeiten. Er bat mich eindringlich um Hilfe.

Für mich ist es ist nicht möglich Taher diesen Wunsch zu erfüllen.

Ich sagte ihm das auch. Es tat mir leid. Ich weiß bis jetzt nicht viel über die Einreisebestimmungen in die EU, über die Möglichkeiten Arbeit zu finden, die es gibt. Das Einzige, was ich versprach, war mich zu informieren und ihm die Informationen weiter zu geben. Mehr könne ich für ihn nicht tun. Vielleicht jemand anderer?


In dem Monat Bangladesch haben mich viele Menschen danach gefragt, ob es möglich ist, in Österreich zu arbeiten. Oder ob es in Österreich viele Bengalis gäbe? In jeder Familie, die ich kennenlernte, schienen ein oder zwei Familienmitglieder in einem anderen Land zu arbeiten oder hatten dort für mehrere Jahre gearbeitet. Meist waren diese nach Indien oder Saudi-Arabien gegangen. Für ein oder zwei Monate jedes Jahr kamen sie heim zu ihrer Familie.

 

KONFUSE FAHRT NACH CHITTAGONG & PERMIT FÜR DIE CHITTAGONG HILL TRACTS

Von Barisal startete ich eine irre und chaotische Weiterfahrt nach Chittagong. Fehlinformationen und die Konfliktsituation im Land bescherten mir einen langen Reisetag. Zwei Fähren und unzählige CNGs, einen Bus und einen Zug musste ich nehmen bis ich endlich um halb zwölf Uhr nachts in Chittagong ankam. Schon am späten Nachmittag hatte ich zum Glück Menschen getroffen, die den selben Weg hatten und mich ¨mitnahmen¨.
Da ich ständig nach den Namen meiner Unterkunft in Chittagong gefragt wurde, wählte ich wahllos einen Namen eines Hotels aus dem LP aus. Leider ein sehr teures. Ich wurde nämlich erst aus den Augen gelassen als ich tatsächlich in das Hotel eingecheckt hatte.

Am nächsten Tag brach ich zu einer Sightseeing Tour durch Chittagong auf. Ausserdem wollte ich mir das Permit besorgen, dass nötig ist, um in die Chittagong Hill Region als Foreigner fahren zu dürfen. Schon am Weg zu der Chadanpura Moschee bekam ich Begleitung von einer Person, von der ich nicht begleitet werden wollte. Zugegebenermaßes war es auch nützlich, da ich das Büro für die Permitausstellung ansonsten nicht so schnell gefunden hätte. Der Höflichkeits halber lud ich noch auf einen Chai ein und verabschiedete mich anschließend bestimmt.
Ich fuhr zu dem World War II Friedhof, der bekannt ist für seine rührenden Grabinschriften. Er war geschlossen. Also handelte ich einen neuen Fahrpreis und ein neues Ziel aus. Ich wollte sehen, ob ich einen Blick auf die berüchtigten Ship Breaking Yards erhaschen konnte. Es war ein weiter Weg für zwei klägliche Fotos. Die Anlage war komplett abgeriegelt.

 

Ich pausierte im Hotelzimmer und brach zu meiner letzten Besichtigungstour auf. Im LP waren Rikschawerkstätten erwähnt gewesen, die ich noch unbedingt sehen wollte. An diesem Tag traf ich den ersten Individualreisenden in Bangladesch. Schon von Weitem begrüßten wir uns. Es war einfach zu ungewöhnlich andere Reisende zu treffen, sodass man mit jeden, dem man traf, auf jeden Fall ein kurzes Gespräch führte.

 

RANGAMATI & AUSFLUG ZUM SHUVALONG MARKET

Am nächsten Tag fuhr ich gegen Mittag weiter nach Rangamati. Zwei Tage blieb ich dort.
Am Tag eins brach ich spät auf und erkundete zuerst zu Fuß die Umgebung von Reserve Bazar, wo ich mein Hotel hatte, spazierte entlang des Kaptai Lakes und nahm anschließend ein CNG zu der Hanging Bridge.

 

Tag zwei führte mich in der Früh mit einer Fähre zum Shuvalong Market, der jeden Freitag ist (und es war Freitag). Am eindrucksvollen, wunderbaren Markt kaufte ich meinen ersten 3-Piece Stoff. Zu Mittag nahm ich die Fähre zurück und fuhr zu mehreren buddhistischen Tempelanlagen (Rajbari und Bana Vihara).

 

Als ich meine Sightseeing Tour beendet hatte, suchte ich einen Schneider, handelte einen Preis für eine Emergency Schneiderei beim ¨Meisterschneider¨ aus und blieb dort bis mein erster 3-Piece fertig war. Es war toll. Menschen kamen und gingen. Ich trank mit dem Bruder des Schneiders Tee und unterhielt mich. Zum Abschluss kaufte ich ihm einen weiteren 3-Piece Stoff ab, den er mir zu einem unschlagbar guten Preis (aufgrund des Geburtstags seiner Frau) anbot. Er bestand darauf mir einen blauen und nicht einen violetten Stoff (wie ich ausgesucht hätte) zu verkaufen. Inzwischen ist mein blauer 3-Piece Oberteil mein am liebsten getragenes Kleidungsstück.

 

TREKKEN IN BANDARBAN

Gegen frühen Nachmittag kam ich am nächsten Tag mit dem Bus in Bandarban an. Ich wusch meine Wäsche und relaxte bzw. schrieb an dem Update – Von Tee in Darjeeling und Kolkata, der Stadt der größten Gegensätze. Mit einem ausgedehnten Spaziergang zu im LP beschriebenen Tribal Villages in der Umgebung vertrieb ich mir den nächsten Tag. Dabei traf ich per Zufall James, einen Guide, den nach kurzem Gespräch, für ein 3-tägiges Trekking zum Boga Lake und zum Mount Keokradong engagierte. Beim Sonnenuntergang am Tigerhill bekam ich dann sogar noch ein Gitarrenkonzert.

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Es war ein guter Tag gewesen. Ich hatte unverhofft unbürokratisch und direkt (d.h. auch günstiger als wenn ich über eine Agentur gebucht hätte) einen Guide gefunden. Einen lokalen Guide, der die Erlaubnis hatte, in der Region des Boga Lakes, TouristInnen herumzuführen. Wäre es kein lokaler Guide gewesen, hätte ich zusätzlich einen weiteren Guide vor Ort gebraucht. Außerdem löste er für mich die Probleme meines zu schlecht ausgefüllten und eigentlich inzwischen ungültigen Permits, in dem mein Trekkingausflug nicht vermerkt war. Er redete bei den Polizeiposten, ich lächelte und nickte. Vereinbart wurde in etwa zu sagen, dass aufgrund der Konfliktsituation im Land meine Weiterreise nach Dhaka nicht möglich wäre und ich deshalb spontan ein Trekking gebucht hätte, um mir die Zeit des Wartens zu vertreiben. Es funktionierte reibungslos. Oft schienen die Beamten auch mehr daran interessiert zu sein, noch ein Foto mit mir zu bekommen. Ich habe aber versprochen, keins der Fotos, die ich gemacht habe zu veröffentlichen, da dies eigentlich nicht erlaubt ist.

An der Busstation in Bandarban Richtung Ruma Bazar traf ich am nächsten Morgen wie vereinbart James. Wir nahmen einen Lokalbus nach Ruma Bazar. Es war einer jener Busse, die so enge Sitze haben, dass ich, obwohl ich wirklich nicht groß bin, mit meinen Knien am vorderen Sitz anstieß. Die Rückenlehne endete an meinen Schultern. Zwei Sitzplätze waren in etwa so breit wie 1,5 Sitze bei uns.
Nach einem schnellen Mittagessen starteten wir von Ruma Bazar los. Wir gingen durchgehend auf einer Straße – ich war gar nicht begeistert. Normalerweise nehmen alle auf diesem Weg einen Pick-up wie er mich später aufklärte. Ich hatte aber auf Gehen bestanden. Den anderen Weg, den es gab, wollte er mit mir nicht nehmen, da er schwer zu gehen sei und ich ja so einen großen Rucksack hätte. Ich hatte wirklich einen großen Rucksack! Denn ich durfte nur Kleidung im Hostel zurücklassen. Zwar musste er in Summe leichter gewesen sein als beim Trekken in der Langtang Area in Nepal. Aber selbst mir erschien er schwer: Aber es lag an der Hitze und der Sonne. Zu viel davon ist wie Gift für mich!

Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir den Boga Lake, ¨duschten¨ im See und spazierten zu einem Aussichtspunkt, an dem zuerst Sonnenuntergang und beinahe gleichzeitig der Mondaufgang beobachtet werden konnte. Es war magisch, denn es war Vollmond.
Sonne und Mond waren genau gegenüber. Drehte ich meinen Kopf nach rechts, so konnte ich den Sonnenuntergang sehen, drehte ich ihn nach links war der riesige, nah erscheinende Mond zu sehen.

Am nächsten Morgen brachen wir zum Mount Keokradong und zu Tribal Villages in seiner Umgebung auf. Bei Sonnenuntergang bestand ich darauf wieder zu dem magischen Aussichtspunkt zu gehen. Da ich mich nicht losreißen konnte, schlug er vor draußen zu schlafen.
Wir holten Decken und so erlebte ich nicht nur Sonnenuntergang, Mondaufgang, die Wanderung des Mondes auf seiner gesamten Laufbahn, sondern auch den Sonnenaufgang.

Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir den Rückweg – auf dem anderen Weg, denn die Straße weigerte ich mich zu gehen. Es war ein wunderschöner Weg entlang eines Flusses. Anstatt des Busses, leistete ich mir für den Rückweg eine (teure, sehr empfehlenswerte) Bootstour am Sangu River zurück nach Bandarban.

SPAZIERGANG & SIGHTSEEING IN BANDARBAN

Wäsche waschen, ein Ausflug zum Dhatu Jadi Tempel (Golden Tempel) und ein Spaziergang am Flussufer des Sangu Rivers stand am nächsten Tag am Programm.

 

ZWISCHENSTOPP IN TEKNAF

Von Bandarban reiste ich mit Umsteigen in Cox Bazar nach Teknaf, einen Ort, wo ich mich von Beginn an, nicht wohlfühlte. Nach einem Besuch beim Meer ging ich früh Schlafen. In der Nacht wurde ich geweckt. Jemand versuchte zum Glück erfolglos in mein Zimmer einzudringen. Verärgert startete ich den nächsten Tag. Zuerst sprach ich mit dem Hotelmanager, nahm dann ein CNG zu einer Fährstation und wieder zurück in die Stadt, weil keine Fähre fuhr. Da ich keinesfalls ins Hotel zurückkehren wollte, vertrieb ich mir meine Zeit in unterschiedlichen Lokalen. Ich hatte erfahren, dass ein lokales Transportboot um eins nach St Martin losfahren würde. Das wollte ich nehmen.

Die Überfahrt war einzigartig. Das Schiff war vollgepackt mit Menschen und Waren. Es schwankte und schaukelte. Der Wellengang war hoch, das Meer sehr unruhig.

 

KORALLENINSEL ST. MARTIN

Auf St Martin waren die Hälfte der Restaurants und Hotels aufgrund der ausbleibenden TouristInnen geschlossen. Die Übernächtigungpreise in den wenigen offenen Unterkünften extrem hoch. Als ich ein Hotel besichtigt und beschlossen hatte, weiter zu schauen, redete mich Sukkur an. Sein Onkel hätte (vier) Zimmer am Weststrand. Er bot mir einen günstigen Preis, 4 Stunden Generatorenbetrieb und inkludierte Verköstigung. Ich folgte ihm.
Das Zimmer war ok. Einfach und sauber. Ich war der einzige Gast. Die Familie des Onkels wohnte gleich nebenan. Keiner sprach Englisch.
Mit Sukkur und Noralam, seinem besten Freund, erkundete ich den Strand.

Für den nächsten Tag vereinbarte ich mit Sukkur eine geführte Tour. Die ganze Insel liefen wir zu Fuß ab. Von Strand zu Strand wanderten wir bis zum südlichsten Punkt der Insel und wieder zurück. Zum Frühstück bekam ich an diesem Tag sogar fangfrischen Lobster. Ein Fischer bot ihn am Morgen zum Verkauf an. Er war gerade von seiner ¨Netzkontrolle¨ zurückgekommen.

Das Abendessen bekam ich an diesem Tag bei Sukkurs Tante in ihrer Hütte. Es gab Reis, Fisch und Gemüse, kein Besteck und auch kein Licht. Der Generator war kaputt. Seine Mutter sei bei seiner Schwester in Cox Bazar. Sie sei sehr krank und warte auf eine Operation. Wenn sie genug Geld hätten, würde diese durchgeführt werden. Darum wohnte er vorübergehend bei seiner Tante.

In Bangladesch gibt es kein ¨Sozialsystem¨ – keine Altersabsicherung oder Gesundheitsvorsorge. Alle Kosten werden von einem selbst oder der Familie getragen. Auf St Martin gibt es eine Krankenstation, die einmal in der Woche geöffnet hat. Als wir über die Insel liefen, war ein oftgehörter Satz folgender: ¨Sister, take care. Next hospital is at least 4 hours with the speed boat away. And then you have to take the bus…¨


Als ich im Flugzeug von Chittagong nach Dhaka saß, las ich in einer Zeitschrift: Die wahre Schönheit von St Martin liegt unter Wasser. Mir hats auch ¨oben¨ ganz gut gefallen. Es gibt eine Tauchagentur auf der Insel. Auch Surfen wäre von den Wellen her möglich. Jedoch muss für dies alles selbstorganisiert werden. Laut Sukkur ist der nächstgelegene Surfverein in Cox Bazar beheimatet.


COX BAZAR ZUM ABSCHLUSS

Mit Boot, CNG und Bus reiste ich am nächsten Morgen nach Cox Bazar. Sukkur und Noralam hatten den gleichen Weg. Sie wollten Sukkurs Mutter besuchen. Praktisch für mich, denn so bekam ich unverhofft Hilfe nicht nur für die Fahrt, sondern auch bei der Suche nach einer Unterkunft. Sukkur organiserte mir ein Zimmer mit Balkon mit Blick auf das Meer zu einem äußerst günstigen Preis.

Obwohl ich zuerst skeptisch war, da ich es nicht gern hatte, wenn Menschen plötzlich den gleichen Weg hatten wie ich, beschloss ich nach ein paar Stunden Pause ihn zu fragen, ob er nicht am nächsten Tag erneut mein Guide sein wolle. Im Nachhinein gesehen, war es eine gute Entscheidung, denn die Sehenswürdigkeiten lagen weit auseinander. Noralam kam wieder mit.

Einen Pausentag gönnte ich mir am darauffolgenden Tag. Ich machte mit den Jungs nur einen Abendspaziergang zum Meer und erledigte bürokratische Dinge (wie Visa und Flugticket ausdrucken). Ich war müde.

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Am vorletzten Tag in Bangladesch reiste ich nach Chittagong, von wo ich einen Flug nach Dhaka und drei Stunden später nach Yangon in Myanmar hatte.

Am Flughafen telefonierte ich ein letztes Mal mit vielen meiner Bekanntschaften, die Bangladesch zu einem ganz besonderen Land gemacht hatten – mehr darüber im Beitrag Land der Menschen – Bangladesch Eindrücke. Alle Fotos im Überblick gibt es hier.

 

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